Ovenhausen (TKu). In Ovenhausen wird fleißig gehämmert, gebastelt und gewerkelt: Bis zum großen Heimatfest, das vom 25. bis 28. Juli in Ovenhausen gefeiert wird, bleiben den Wagenbauern noch etwas mehr als 60 Tage Zeit – dann muss alles fertig sein. In Ovenhausen werden Ende Juli gleich drei bedeutende Anlässe gefeiert: das 11. Heimatfest, 1200 Jahre Ortsgeschichte und 450 Jahre Schützenwesen. Höhepunkt ist der große historische Umzug am Sonntag, 27. Juli, bei dem 14 Festwagen und 12 Fußgruppen in historischen Kostümen die bewegte Geschichte Ovenhausens lebendig werden lassen. Das Organisationsteam, bestehend aus Wagenbauern, Festausschuss, Vereinsvorstand und der Pressegruppe (Dorfchronik), ist mit viel Engagement und Herzblut schon jetzt am Werk. Bereits seit Februar dieses Jahres sind dutzende Hobbyschrauber in 14 Scheunen und Gärten aktiv, um ihre historischen Umzugswagen rechtzeitig fertigzustellen. Die Themen sind bekannt, die Ausführung jedoch jedes Mal neu. Neu im Umzug mit dabei ist erstmalig das Motto „Die Judenbuche“ mit einem Nachbau des Wohnhauses der jüdischen Familie Uhlmann aus Ovenhausen, das im Jahr 2000 im Ort abgetragen und im Freilichtmuseum Detmold originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Das Fachwerkhaus ist im Jahr 1805 von Nachkommen des 1783 ermordeten jüdischen Händlers Soistmann Berend an der Hauptstraße in Ovenhausen errichtet worden. Bis zur Deportation der Familie Uhlmann im Dezember 1941 ist es durchgängig von jüdischen Familien bewohnt gewesen. „Der historische Kriminalfall von 1783 bildete den historischen Hintergrund der bekannten Novelle, Die Judenbuche' von Annette von Droste-Hülshoff“, erklärt Lukas Wöstefeld, der an diesem Wagen mitwerkelt. Die Judenbuche hat die junge Truppe, bestehend aus 30 Helferinnen und Helfern bis 30 Jahren, zumeist aus Bauschaum gefertigt. Das Thema habe sich die Gruppe selbst ausgesucht, erklärt Lukas Wöstefeld.
Die weiteren Umzugswagen befassen sich mit den Themen Heiligenbergkapelle, Schnapsbrennerei, Kükenbrunnen, Kneipenkultur Ovenhausen, Köhlerhandwerk, Markttreiben, Zehntscheune, Erntezeit, Jätzer-Mühle, Welterbe Corvey, Habichtshof und Historische Kirche. Die Kosten für die Wagen trägt der Heimatverein Ovenhausen, aber auch Spenden trügen zum Gelingen bei, heißt es von Seiten des Festauschusses. Die Wagenbauer seien hochmotiviert. Das Sicherheitskonzept ist bereits genehmigt, freut sich Christian Engel vom Orga-Team. Wenn die Umzugswagen fertig gebastelt sind, müssen sie von einem Sachverständigen vorab begutachtet werden. Die Auflagen für die Wagen seien hoch und die Statik dreifach berechnet, erklärt Tobias Voß, der am Kükenbrunnen-Umzugswagen mitbastelt. Auf dem Wagen, der in einer Scheune an der Bosseborner Straße gefertigt wird, entsteht der Kükenbrunnen samt Landschaft und einem Bächlein mit echtem Wasser, das vom Miniatur-Kükenbrunnen in kleinen Kurven über die Ladefläche fließt. Der Kükenbrunnen liegt fast im Ortskern des Dorfes. Seinen Namen erhielt er durch Ableitung zum daneben benachbarten Gastwird im 17ten Jahrhundert, der den Beinamen Kükenwirt trug. Der Bachlauf sei der heutigen Einfassung nachempfunden. „Aus vorgabetechnischen Gründen bekommt der Aufbau einen zugelassenen Autoanhänger mit Tandemachse. Aus diesen Gründen mussten wir die Konstruktion umdrehen. Somit liegt das Hauptgewicht auf der Treckerachse. Der Bachlauf ist auch steiler, da wir zwei kleine Berge hinauf und einen Berg wieder hinunterfahren müssen in Ovenhausen beim Umzug“, sagt Christian Engel. Auf dem Anhänger selbst werde sich keine Person befinden, eine Fußgruppe läuft jedoch hinterher. Die Truppe um das neue Schützenkönigspaar Thomas und Silvia Hesse, hat dieses Thema vom „Stammtisch 72“ geerbt, wie sie erklären, einer alten Freundesgruppe, die dieses Motto früher mit Leben gefüllt hat.
Nicht im Umzug fehlen darf der „Ovo-Wagen“, der dem sagenumwobenen ersten Einwohner Ovenhausens gewidmet ist – dem reichen Landwirt Ovo, der das Dorf um das Jahr 1000 gegründet haben soll. Florian Manegold und sein Schwiegervater Wilfried Wiegers haben dazu ein frühmittelalterliches Pfahlhaus mit Holzschindeldach und Lehmwänden nachgebaut. „Wir versuchen, es so authentisch wie möglich darzustellen“, erklärt Manegold. „Wir versuchen, es so authentisch wie möglich darstehen zu lassen. Deshalb haben wir uns auch für ein Holzschindeldach entschieden, weil der Ovo als gutgestellter Bauer so etwas gehabt haben könnte“, sagt Florian Manegold. Auf dem Wagen sitzen wird dazu eine mittelalterliche Familie. Bei dem letzten großen Heimatfest habe man laut Manegold ein altgermanisches Häuschen auf dem Ovo-Wagen gehabt, das in seiner Art ein paar Jahrhunderte älter war. Nun soll es aber der Zeit entsprechend passender sein, sagt Manegold. Die Wände bestehen aus geflochtener Weide, die noch mit Lehm versehen werden sollen. Den Lehm dazu mischt er sich selbst, „aus feinstem Ovenhäuser Boden“, wie er sagt.
Dem Thema Köhler hat sich Hans-Günter Köhne angenommen. Mit kleinen Tannenbaumstämmen stellt Köhne einen Kohlenmeiler dar, wo früher die Holzkohle hergestellt worden ist. Eine kleine Feuerschale soll noch in die Mitte des Meilers kommen, so dass es auch richtig raucht. „Kohlenmeiler waren die traditionelle Methode im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, bei dem Buchenholz unter Luftabschluss geschwelt haben, womit die Holzkohle hergestellt worden ist. Sie wurden von sogenannten Köhlern betrieben“, erklärt Köhne. Zum großen Festumzug am Sonntag, 27. Juli, werden bis zu 3000 Besucher erwartet. Aus diesem Grund wird der Ort komplett gesperrt und es wird verschiedene Getränkestationen sowie Essensstände geben. Auch werden sich verschiedene Fußgruppen im Dorf präsentieren. Die Themen für die Fußgruppen sind der berittene Herold, eine Bauernhochzeit, Polizeidiener, Nachtwächter, eine Schule um 1900, historische Bäckerei, Gärtnerei, Schnapsbrennerei, Kräuterfrauen, Markttreiben, Judenbuche und Kartoffelerntehelfer. Anschließen wird sich der große Schützenumzug mit 16 Schützenvereinen und 8 Kapellen, angeführt vom neuen Schützenkönigspaar Thomas und Silvia Hesse. Für die traditionelle Festansprache am Ehrenmal konnte der Heimat- und Schützenverein Ovenhausen Dr. Georg Lunemann, Direktor des LWL, gewinnen. Weitere Infos zum Heimatfest gibt es auch im Internet unter www.hsv-ovenhausen.de.
Der Festablauf für das große Heimatfest Ovenhausen 2025
Das Heimatfest in Ovenhausen beginnt am Freitag, dem 25. Juli 2025, um 15:00 Uhr mit dem traditionellen Abbringen der Ständchen. Daran beteiligt sind das Offizierskorps, der Vorstand, der Spielmannszug „Alte Kameraden“ aus Brenkhausen sowie die Blaskapelle Ovenhausen. Um 19:00 Uhr erfolgt der feierliche Einmarsch ins Festzelt am Dreiort. Ab 19:30 Uhr wird das große Fest „450 Jahre Schützenwesen Ovenhausen, 1200 Jahre Ovenhausen, 1250 Jahre Westfalen“ eröffnet. Der erste Vorsitzende Sebastian Werpup begrüßt die Gäste, durch den Abend führen Hans Werner Gorzolka, Simon Wostefeld, Niko Wostefeld und Elias Denwig. Mit dem traditionellen Fassbieranstich von Veltins und westfälischen Spezialitäten beginnt ein unterhaltsames Programm: Kabarettist Bauer Heinrich Schulte sorgt für Lacher, die Dolls Company sowie die Gruppe „Die Waree’s“ begeistern mit drei fantastischen Acts. Musikalisch begleitet die Kapelle „Blosnkepnp“ den Abend.
Am Samstag, dem 26. Juli, treten die Schützen um 16:30 Uhr (ohne Gewehr) an. Um 16:45 Uhr wird die ehemalige Königin Nadine Husemann abgeholt, anschließend geht es weiter zum Heimatfestkönig Thomas Hesse, wo ab 17:45 Uhr die feierliche Königsproklamation im Burgtal stattfindet. Um 19:00 Uhr beginnt der Abmarsch vom Königshaus, gefolgt vom großen Zapfenstreich um 19:30 Uhr am Kükenbrunnen. Der Abend klingt ab 20:00 Uhr im Festzelt mit Tanz und Musik der Band „Holy Moly“ sowie dem traditionellen Königstanz aus.
Der Sonntag, 27. Juli, steht ganz im Zeichen des historischen Umzugs. Ab 11:00 Uhr ist die Ortsdurchfahrt gesperrt. Um 11:30 Uhr beginnt die Aufstellung des Festumzugs. Zeitgleich treten die Schützen bei ihren Hauptleuten an, während die Ehrengäste und Gastvereine im Festzelt am Dreiort empfangen werden. Um 12:30 Uhr folgt die Zusammenführung der Kompanien an der „Zur Mühle“ und die feierliche Abholung des Königspaars mit Hofstaat im Burgtal. Ab 13:15 Uhr wird der große Festumzug in der Redegeldstraße aufgestellt und an der Kirche zusammengeführt. Um 14:00 Uhr findet der Festakt am Ehrenmal mit Kranzniederlegung statt – die Festansprache hält Dr. Georg Lunemann. Um 14:45 Uhr startet der große historische Festumzug mit Darstellungen aus der Geschichte des Dorfes. Ab 17:00 Uhr ziehen die Teilnehmer ins Festzelt ein, wo ab 17:15 Uhr Konzertdarbietungen stattfinden. Um 18:45 Uhr folgt der Ehrentanz der Königspaare, bevor ab 19:30 Uhr die Band „Dolce Vita“ zum Tanzabend aufspielt.
Am Montag, dem 28. Juli, beginnt der letzte Festtag bereits früh um 6:30 Uhr mit dem Wecken durch den Spielmannszug „Alte Kameraden“. Um 8:15 Uhr treten die Schützen im Bergwinkel an, gefolgt von der Schützenmesse um 8:30 Uhr. Ab 10:00 Uhr findet das traditionelle Schützenfrühstück mit musikalischer Begleitung der Blaskapelle Ovenhausen statt. Der anschließende Kindertanz sorgt für Freude bei den jüngsten Gästen. Um 13:00 Uhr folgt das Königsspiel der Offiziere. Das Heimatfest klingt schließlich mit DJ Mac und der „Partytime“ stimmungsvoll aus.
Fotos: Thomas Kube