Höxter (red). Mit einer gemeinsamen Aktion zum Tag der Ausbildungschance am Mittwoch, 18. Mai 2022, werben die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld (HWK), die ostwestfälischen Agenturen für Arbeit, die Jobcenter sowie die Kreisverwaltungen und die Stadt Bielefeld für die Besetzung noch offener Ausbildungsstellen. In der Stadt Bielefeld und in den Kreisen Gütersloh, Herford, Minden-Lübbecke und Paderborn laden die Partner am Nachmittag des 18. Mai zu „Speed-Datings“ in Präsenz ein, damit sich Ausbildungsbetriebe und Bewerbende in kurzen Vorstellungsgesprächen kennenlernen können. Eingeladen sind diejenigen, die für das laufende Jahr noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben oder sich erstmals mit der Suche befassen. Die Organisatoren rechnen mit mehr als 1.500 Besucherinnen und Besuchern, wie sie heute (11. Mai) bei einem Pressegespräch in der IHK in Bielefeld erläuterten.

„Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Die Bereitschaft, sie auszubilden, ist enorm“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke stellvertretend für die Veranstalter den Beweggrund. Allein in Industrie, Dienstleistung und Handel fehlten laut IHK-Berechnungen in 2030 rund 85.000 Fachkräfte. „Die Chancen für junge Menschen sind besser denn je, über die berufliche Ausbildung ihre ganz persönliche Karriere zu starten“, ist Pigerl-Radtke überzeugt. Die Herausforderung sei das Matching, also das Zusammenbringen von Ausbildungsbetrieben mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Umso wichtiger sei es, dass das Speed-Dating nach einer digitalen Variante im vergangenen Jahr nun wieder in Präsenz stattfinden könne, freute sich die Hauptgeschäftsführerin und ermunterte alle Ausbildungsinteressierten teilzunehmen.

„Der Tag der Ausbildungschance bietet Unternehmen die Möglichkeit, im Schnellverfahren sehr viele Bewerbende für ihre noch zu besetzenden Ausbildungsstellen kennenzulernen“, erläuterte IHK-Geschäftsführerin Ute Horstkötter-Starke. „Im Gegenzug haben die Jugendlichen die Chance, unbürokratisch in Kontakt zu Ausbildungsunternehmen zu treten. Diese Vorteile für beide Seiten haben in der Vergangenheit schon zu vielen Abschlüssen von Ausbildungsverträgen geführt.“ Angemeldet hätten sich 383 Unternehmen (2019: 240), die zum Teil gleich mehrere offene Ausbildungsstellen besetzen möchten. „Das ist absoluter Rekord und bedeutet eine Steigerung von rund 60 Prozent im Vergleich zum letzten Live-Speed-Dating vor der Corona-Krise,“ so Horstkötter-Starke, die mit ihrem Team die Veranstaltung federführend für alle Partner organisiert.

Carl-Christian Goll, HWK-Geschäftsführer Berufsbildung, unterstrich das Motiv, sich für das Format starkzumachen: „Das Speed-Dating bietet jungen Menschen, Personen mit Studienerfahrungen und Leuten, die sich beruflich umorientieren möchten, die optimale Gelegenheit, sich über eine Karriere im Handwerk zu informieren. Besonders Menschen, denen die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz am Herzen liegen, sind im Handwerk bestens aufgehoben.“

Der seit einigen Jahren anhaltende Trend zu mehr Ausbildungsstellen als Bewerbenden verstetige sich auch im aktuellen Ausbildungsjahr, berichtete Heinz Thiele, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Paderborn. Rein rechnerisch gebe es derzeit weniger Bewerbende als Ausbildungsstellen. Thiele: „Natürlich ist diese Entwicklung auch durch die Corona-Pandemie mit beeinflusst, wird sich aber vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem damit verbundenen Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren nicht wesentlich verändern. Umso wichtiger ist es, dass Betrieben und jungen Menschen viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen, direkt in Kontakt zu kommen. Dabei wird das Azubi-Speed-Dating im Hinblick auf das kompakte, vielfältige und niederschwellige Format intensiv genutzt“.

Für Marc-Sebastian Alex, Leiter Operativ des Jobcenters Arbeitplus Bielefeld, bietet der Tag der Ausbildungschance noch einen weiteren Vorzug: „Im Vergleich zum Vorjahr ist sowohl die Zahl der gemeldeten freien Berufsausbildungsstellen um 8,4 Prozent als auch die Zahl der Bewerbenden um vier Prozent deutlich gestiegen.“ Dadurch verbesserten sich die Möglichkeiten für junge Menschen im SGB II Leistungsbezug, einen für sie passenden Ausbildungsplatz zu bekommen. „Unsere Beratungskräfte tun alles, Bewerbende mit Unternehmen zusammenzubringen. Unser Fokus liegt auf den Jugendlichen, die wir im Zuge der Pandemie nicht oder nur wenig erreichen konnten“, so Alex.

Eine positive Bilanz des letzten Live-Speed-Datings von 2019 zog Michaela Melzer, Ausbilderin und HR-Managerin der pronorm Einbauküchen GmbH aus Vlotho: „Ich bin damals positiv überrascht worden, da ich nicht erwartet hatte, dort so viele interessante Bewerbende kennenzulernen. Durch das Speed-Dating konnten wir sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen Bereich insgesamt drei Auszubildende finden. Inzwischen haben sie ihre Ausbildung erfolgreich durchlaufen.“ Auch in diesem Jahr nehme sie am Speed-Dating teil und biete drei freie Ausbildungsplätze für den Beruf Holzmechaniker/in an.

Einer ihrer erfolgreichen Absolventen ist der Industriekaufmann Marvin Lehrke. Sein Fazit: „Das Speed-Dating war eine gute Möglichkeit für mich, kurzfristig noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Meine Ausbildung konnte ich verkürzen und mittlerweile arbeite ich als Sachbearbeiter im Vertriebsinnendienst. Ich kann das Speed-Dating nur weiterempfehlen.“

Auch Sebastian Meier aus dem Betrieb von Dachdeckermeister Axel Bänisch aus Oerlinghausen sei wieder gern wieder dabei. „Wir möchten beim Speed-Dating den jungen Menschen mit gutem Potenzial eine direkte Möglichkeit bieten, ohne großen Aufwand den Kontakt mit unserem Unternehmen zu knüpfen.“ Weitere Informationen über alle Standorte und Uhrzeiten des diesjährigen Azubi-Speed-Datings sind unter www.ausbildungschance-owl.de oder auf den Webseiten der Veranstalter zu finden.

Foto: IHK