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Sonntag, 28. September 2025 Mediadaten
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Höxter (TKu). Nach fast einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Volkshochschule Höxter-Marienmünster hat sich VHS-Leiter Rainer Schwiete Anfang September dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Im Gespräch mit Höxter-News blickt der 66-Jährige auf seine ungewöhnliche Laufbahn, besondere Momente mit prominenten Gästen und die Herausforderungen der Corona-Pandemie zurück und verrät dabei, warum er künftig nicht stillsitzen möchte. Auf einen Kaffee mit....Rainer Schwiete aus Stahle.

Herr Schwiete, wenn Sie zurückschauen, war die VHS Ihr Traumjob?

Schwiete: „Ganz klar: Ja. Auch wenn es ursprünglich gar nicht so geplant war. Eigentlich wollte ich Lehrer werden, habe Lehramt studiert, Referendariat in Hameln und Pyrmont gemacht. Doch damals gab es die berühmte Lehrerschwemme, die ja heute unvorstellbar ist und man stand plötzlich ohne Stelle da. Ich musste umdenken. Der Weg über eine Weiterbildung zum Informatikassistenten führte mich schließlich in die Erwachsenenbildung. Heute kann ich nur sagen: Ein Wink des Schicksals, es war meine Berufung.“

Wie kam der Wechsel von Holzminden nach Höxter zustande?

Schwiete: „Angefangen habe ich in Holzminden, erst als Honorardozent, dann befristet mit einer halben Stelle. Es folgten unterschiedliche Funktionen. Nach 10 Jahren bot sich die Möglichkeit, nach Höxter zu wechseln, das war vor 25 Jahren. Seit 2001 durfte ich hier die VHS leiten. In dieser Zeit habe ich rund 50 Programmhefte gefüllt, viele Veranstaltungen begleitet und die Volkshochschule als festen Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in der Region etabliert."

Besondere Momente gab es viele, welche sind Ihnen in Erinnerung geblieben?

Schwiete: „Vor allem die Abende mit prominenten Gästen. Politik und Gesellschaft lagen mir immer am Herzen, deshalb haben wir versucht, mit große Namen die Reichweite und Akzeptanz der VHS zu erhöhen und das ist uns auch gelungen. Heiner Geißler, Margot Käßmann, Gregor Gysi, Joachim Gauck, Norbert Lammert u.a. - sie alle waren da. Natürlich lief nicht immer alles reibungslos. Ich erinnere mich, wie ich kurz vor einer Geißler-Lesung noch ins Hotel stürmte, weil er seelenruhig sein Abendessen bestellte, während in der Stadthalle 500 Leute warteten. Am Ende wurde er mit stehenden Ovationen empfangen. Solche Erlebnisse vergisst man nicht."

Und manchmal klappte es gar nicht?

Schwiete: „Richtig. Robert Habeck hätte 2020 kommen sollen. Eine ausverkaufte Stadthalle, alles war vorbereitet. Doch dann kam die Thüringen-Krise um die Ministerpräsidentenwahl von Thomas Kemmerich. Abends vor dem Termin rief Habeck an und sagte, er stehe vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens – und musste absagen. Wir konnten die Absage Dank der Medien noch kurzfristig organisieren, die meisten hatten Verständnis. Wenig später kam Corona, danach die große Politik für Habeck. Leider hat es mit Höxter dann nicht mehr geklappt."

Corona war auch für die VHS ein Einschnitt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Schwiete: „Es war die ungewöhnlichste Phase meiner gesamten Laufbahn. Plötzlich Lockdowns, keine Präsenzangebote. So etwas hatte es noch nie gegeben. Wir mussten improvisieren. Vor allem in den Deutschkursen für Migranten war das eine große Herausforderung. 700 Stunden Unterricht pro Teilnehmer, das kann man nicht einfach ausfallen lassen. Also haben wir versucht, über Handys und Internet den Kontakt zu halten. Am Ende haben alle die Prüfungen bestanden, darauf bin ich stolz. Gleichzeitig haben wir die Zeit genutzt, um neue Formate online und outdoor einzuführen, Räume zu modernisieren und die Verwaltung zu optimieren."

Wie hat sich die Nachfrage nach Kursen in den Jahren verändert?

Schwiete: „Fremdsprachen sind deutlich weniger gefragt, auch EDV-Kurse haben nachgelassen. Dafür erleben wir eine Renaissance bei Kreativthemen wie Nähen oder Malen. Ganz oben steht aber seit Jahren die Gesundheitsbildung: Bewegung, Ernährung, Entspannung. Diese Angebote sind ein Dauerbrenner. Auch die Deutschkurse boomen. Und natürlich die großen Vorträge mit bekannten Persönlichkeiten, die Menschen wollen inspiriert werden. Herausfordernd ist es zunehmend, die Leute anzusprechen, weil das immer individueller und vielfältiger passieren muss, um sie zu erreichen, wie auch die Kurzfristigkeit zur Anmeldung, was die Planbarkeit deutlich erschwert."

Was macht die VHS in Höxter/Marienmünster besonders?

Schwiete: „Wir gehören zu den kleineren Volkshochschulen in NRW, aber wir sind leistungsstark und flexibel. Unsere „Weiterbildungsdichte“ (Unterrichtsstunden je Einwohner) lag oft doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt. In Spitzenzeiten zählten wir zu den Top 3 in NRW. Das zeigt: Die Menschen hier in der Region sind bildungsaffin. Außerdem haben wir ein starkes Team und zwar zwölf feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dazu rund 200 Dozenten. Gemeinsam haben wir die VHS, auch Dank guter Unterstützung aus Politik und Verwaltung, sicher durch gute und schwierige Zeiten geführt."

Die Volkshochschulen im Kreis sollen fusionieren. Was halten Sie davon?

Schwiete: „Ich sehe das kritisch. Wenn kleine Einheiten in einer großen Kreis-VHS aufgehen, besteht die Gefahr, dass Stellen und Fördermittel wegfallen und dadurch weniger Gestaltungsspielraum bleibt und auch kein Einspareffekt entsteht. Gerade die Nähe zur Region, der Kontakt zu den Menschen vor Ort, das Gespür für die Bedürfnisse in den Kommunen, das ist ein Pfund, mit dem man wuchern sollte und was die VHS ausmacht."

Am 31. August endete Ihre Zeit als VHS-Leiter. Was kommt danach?

Schwiete: „Zunächst freue ich mich auf meine Familie, meine Frau, unsere Kinder, die beiden Enkel und Hund Oscar. Endlich habe ich Zeit, sie öfter zu sehen. Außerdem möchte ich mich als CDU-Mitglied politisch mehr engagieren: Für die Menschen werde ich mich verstärkt einbringen, dank meiner Direktwahl in den Stadtrat in Höxter. Das war als Stadtangestellter bisher nicht möglich. Und dann gibt es da noch meine große Leidenschaft: Tennis. Meine Mannschaft kämpft noch um den Aufstieg in die Regionalliga. Jetzt kann ich auch vormittags trainieren, wie meine Kameraden, die alle schon im Ruhestand sind. Dazu kommt noch, die Neugier aufrechtzuerhalten und die Welt zu entdecken, mit dem Mountainbike in der Heimat oder auch auf Reisen."

Wenn Sie Ihr Berufsleben in einem Satz zusammenfassen müssten?

Schwiete: „Ich habe aus einem Plan B eine Berufung gemacht und dabei eine Zeit hoher Zufriedenheit und Erfüllung erleben dürfen. Dafür kann ich sehr dankbar sein“.

Foto: Thomas Kube

 

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