Höxter (TKu). Moderne Zeiten haben ab sofort für die Soldatinnen und Soldaten am Standort Höxter begonnen. Mit einem feierlichen Appell am Mittwochnachmittag wurde die bisherige General-Weber-Kaserne offiziell in Hammerstein-Equord-Kaserne umbenannt. Damit trägt die Liegenschaft der Bundeswehr nun den Namen eines Mannes, der für Haltung, Gewissen und Widerstand gegen den Nationalsozialismus steht: Generaloberst Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord. Der Festakt, zu dem zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kirche und Militär erschienen waren, markierte zugleich einen doppelten Neuanfang. Denn mit der Umstrukturierung der ABC-Abwehrtruppe wurde in Höxter nicht nur der Name, sondern auch die militärische Organisation erneuert. Der Umbenennungsappell folgte einer traditionellen militärischen Zeremonie: Nach der Meldung und dem Abschreiten der Front durch den neuen Regimentskommandeur Oberst Michael Lutz erklangen Marschmusik und die Nationalhymne, dargeboten vom Heeresmusikkorps Kassel. Anschließend folgten Ansprachen und die Enthüllung der neuen Namensplakette, bevor die Formation mit dem Kommando „Nebel Ahoi!“ und dem Ausmarsch ihren feierlichen Abschluss fand. Trotz des regnerischen Wetters war die Stimmung unter den Anwesenden von Stolz und Erleichterung geprägt. Nach jahrzehntelanger Diskussion um den früheren Namensgeber General Weber und die Bewertung seiner Rolle in der NS-Zeit ist nun eine Entscheidung gefallen, die weithin Zustimmung findet.
Bereits am Montag war in Bonn auf der Hardthöhe der Zusammenschluss von vier ABC-Abwehrbataillonen zu zwei teilaktiven Regimentern offiziell besiegelt worden. In Höxter wurde daraus das ABC-Abwehrregiment 7, das künftig bis zu 700 Soldatinnen und Soldaten umfasst. Auch die 4. Kompanie wird wieder aktiviert. Mit dem Wechsel geht auch ein Führungswechsel einher: Der neue Regimentskommandeur Oberst Michael Lutz, 58 Jahre alt, übernahm die Verantwortung. Für ihn ist Höxter kein unbekannter Ort. „Es ist das dritte Mal, dass ich hier meinen Dienst antrete“, sagte Lutz in seiner Ansprache. „Für mich fühlt es sich an wie ein Nachhausekommen.“ Er habe sich gefreut, viele vertraute Gesichter wiederzusehen, und wolle mit seinem Team voller Überzeugung die kommenden Aufgaben anpacken. „Ich habe militärisch quasi alles erreicht, aber diese neue Aufgabe ist für mich ein Geschenk“, betonte der Oberst. „Jeder an seinem Platz und jeder für das Regiment“: In seiner Rede sprach Lutz Klartext: „Die Bundeswehr hat keine Zeit zu verlieren. Wir müssen unter den aktuellen Rahmenbedingungen das Beste daraus machen, besser heute als morgen.“ Fürsorge, so Lutz weiter, bedeute nicht nur, zuzuhören, sondern die Soldatinnen und Soldaten durch militärische Härte bestmöglich auf ihren Auftrag vorzubereiten. Er kritisierte zugleich die wachsende Bürokratie, die „den Handlungsspielraum für Kreativität und Innovation“ einschränke. Sein Ziel sei es, den Angehörigen seines Regiments „den Rücken zu stärken und Freiraum zum Handeln zu geben“. Die Botschaft an seine Truppe war eindeutig: „Sie sind mir nicht nur unterstellt, Sie sind mir anvertraut.“
Mit dem neuen Namen Hammerstein-Equord-Kaserne zieht ein Stück deutscher Geschichte in Höxter ein. Der 1878 geborene Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord war ein hochrangiger Offizier der Reichswehr, der 1930 Chef der Heeresleitung wurde. Schon früh erkannte er die Gefahr des Nationalsozialismus und widersetzte sich offen Adolf Hitler. Nach seiner Pensionierung arbeitete er mit bekannten Widerständlern wie Carl Beck und Carl Goerdeler zusammen. 1943 starb er in Berlin-Dahlem. Seine Enkelin Juliane Kutter, die gemeinsam mit ihrem Mann und weiteren Familienmitgliedern an der Zeremonie teilnahm, erinnerte sich in ihrer Rede an die Erzählungen ihres Vaters: „Mein Großvater war ein Mensch, der nichts von Leuten hielt, die zu viel redeten. Er hatte Prinzipien und blieb ihnen treu, auch wenn es ihn seine Karriere kostete.“ Mit der Umbenennung setzt die Bundeswehr ein klares Zeichen. Der neue Name erfüllt die Vorgaben des Traditionserlasses, der verlangt, dass Namensgeber Vorbilder für die freiheitlich-demokratische Grundordnung sein müssen. Oberst Lutz betonte, dass Tradition kein Selbstzweck sei: „Tradition ist die Weitergabe von Werten, Normen und Haltung von einer Generation zur nächsten. Sie gibt uns Orientierung und verbindet uns mit unserer Vergangenheit.“ So sei der neue Name mehr als nur ein Türschild: Er stehe für das Selbstverständnis der Soldatinnen und Soldaten am Standort Höxter, für Verantwortung, Gewissen und Mut in schwierigen Zeiten.
Fotos: SKu