Corvey (TKu). „Das schöne Bild der Freundschaft – Gedankenwelten der Menschlichkeit“ – unter diesem Motto steht das diesjährige Via Nova Kunstfest Corvey, das an den drei Spätsommer-Wochenenden vom 29. August bis 14. September 2025 wieder zu einem besonderen Erlebnis von Literatur, Musik und Philosophie wird. Die Festivalleitung um Brigitte Labs-Ehlert widmet sich diesmal einem zentralen Begriff unseres Miteinanders: der Freundschaft. Der antike Philosoph Cicero steht dabei im Mittelpunkt – mit seiner Auffassung, dass ein gelingendes menschliches Zusammenleben auf innerer Freiheit, Humanität und sittlichen Normen beruhe. Freundschaft, so Cicero, sei dabei ein wesentliches Bindeglied, das durch Wahrhaftigkeit, Toleranz und Respekt getragen werde. Die Wahl dieses Themas ist nicht zufällig: Ciceros Gedanken waren schon im Mittelalter in Corvey präsent, dank des gelehrten Abts Wibald von Stablo, der im 12. Jahrhundert Handschriften seiner Werke eigens für das Kloster anfertigen ließ. In diesem Geist führt das diesjährige Programm von der Antike bis in die Gegenwart – geografisch und geistig über Rom, Flandern, den Himalaya, Russland, die arabischen Wüsten und bis ins sumerische Uruk.
Drei Wochenenden voller Inspiration: An drei Wochenenden verwandelt sich Schloss Corvey in ein Zentrum geistiger Begegnung mit einem hochkarätigen Programm: Literaturlesungen, musikalische Darbietungen, eigens konzipierte Liedermatineen, philosophische Vorträge und Gespräche schaffen ein dichtes Netz an Perspektiven auf die Menschlichkeit und die Freundschaft. Der Festivalgastgeber Viktor Herzog von Ratibor und Fürst zu Corvey hebt besonders die Aufführung von Franz Schuberts Lied „Der Wanderer“ hervor, dessen handschriftliche Noten als Exponat aus der Schlossbibliothek stammen – ein Werk, das familiär mit der Fürstenfamilie verbunden ist. Die Eröffnungsrede hält die französisch-deutsche Schriftstellerin Cécile Wajsbrot, unter dem Motto „Eine freundschaftliche Stimme hören“. Sie wird über Verschweigen, Schuld, Hoffnung und die Zerbrechlichkeit des Menschen sprechen. Das erste Festivalwochenende widmet sich dem Streben nach Freiheit, insbesondere Gedankenfreiheit in dunklen Zeiten:
1. Wochenende – Aufbruch in die Freiheit (29. bis 31. August):
Ulrich Noethen eröffnet am 29.8. (19 Uhr) mit einer Lesung aus Ciceros „Vom rechten Handeln“, kombiniert mit Georges-Arthur Goldschmidts „Der unterbrochene Wald“. Musikalisch begleitet vom innovativen Kammerorchester O/Modernt unter Hugo Ticciati.
30.8. (11 Uhr): Die neue Liedermatinee mit Rainer Frank und dem Bundesjugendorchester bietet eine literarisch-musikalische Einstimmung auf den Themenkreis „Aufbruch in die Freiheit“.
15 Uhr: Volker Braun liest aus seinem Werk „Die hellen Haufen“ zum Bauernkrieg von 1525. Historiker Gerd Schwerhoff beleuchtet die Thematik in seinem Vortrag „Brüderliche Liebe und tyrannische Gewalt“.
19:30 Uhr: Schauspielerin Martina Gedeck liest aus Charles de Costers „Ulenspiegel“, musikalisch begleitet von der Capella de la Torre mit Stücken aus dem Frühhumanismus.
31.8. (11 Uhr): Thomas Quasthoff und das Amatis Piano Trio präsentieren „Menschlichkeit im Krieg“ – mit Texten und Musik aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
2. Wochenende – Sehnsucht nach Gerechtigkeit (5. bis 7. September) - Hier geht es um Erinnern, Erzählen, Gerechtigkeit und ihre Bedeutung für die Zukunft:
5.9. (19:30 Uhr): Peter Lohmeyer bringt mit Esprit Voltaires „Candide“ zum Leben. Begleitet von Céline Frisch (Cembalo) und Alexander Melnikov (Klavier).
6.9. (11 Uhr): Rainer Frank liest aus Ciceros „De officiis“ über Gerechtigkeit. Der gefeierte Bariton Konstantin Krimmel und Pianist Daniel Heide interpretieren Schubert.
15:30 Uhr: Der österreichische Autor Christoph Ransmayr liest aus „Am See von Phoksundo“. Philosoph Volker Gerhardt spricht über Humanität.
19:30 Uhr: Schauspielerin Nina Hoss liest aus Nabokovs „Die Gabe“, begleitet von Cellistin Anja Lechner.
7.9. (11 Uhr): Mit Briefen Alexej Nawalnys beschäftigen sich Katja Kolm und Michael Maertens, dazu erklingt Bachs „Kunst der Fuge“, interpretiert von Grigory Sokolov.
3. Wochenende – Die vollkommene Freundschaft (12. bis 14. September)
Das Finale ist der Freundschaft als Gesprächsgemeinschaft gewidmet:
12.9. (19:30 Uhr): Lilith Stangenberg und Benny Claessens lesen aus Dickens’ „Große Erwartungen“. Musik von Daniel Hope (Violine) und Marie Sophie Hauzel (Klavier).
13.9. (11 Uhr): Liedermatinee zu Ciceros „Laelius de amicitia“ mit Juliane Banse, Istvan Simon (Tanz) und Alexander Krichel (Klavier) in Schuberts „Winterreise“.
15:30 Uhr: Autor Catalin Dorian Florescu liest aus „Zaira“ und „Der Feuerturm“. Philosophin Monika Betzler fragt: Warum ist Freundschaft der Schlüssel zum Glück?
19:30 Uhr: Schauspieler Christian Berkel liest aus Nagib Machfus’ „Die Reise des Ibn Fattuma“, musikalisch begleitet vom Ensemble Constantinople.
14.9. (11 Uhr): Zum Abschluss – das Gilgamesch-Epos, gelesen von Jens Harzer, Marina Galic und Thomas Loibl. Musik vom Vision String Quartet mit Werken von Grieg, Brahms und Ravel.
Das vollständige Programm gibt es unter www.corvey.de/programm/via-nova-kunstfest-corvey. Der Kartenvorverkauf ist möglich unter: www.corvey.de, per mail unter:
Foto: Thomas Kube