Gehrden (red). Es wird ein wertvolles Paradies für Tiere und Pflanzen werden: Der kurze Quellbach bei Gehrden, der in die Nethe mündet, wurde auf einer Länge von rund 400 Metern in eine naturnahe Struktur zurückgebaut. Der Kreis Höxter hat dieses umfangreiche Renaturierungsprojekt in den vergangenen Monaten im Rahmen seines laufenden Gewässerentwicklungsprojekts umgesetzt. Nun konnten die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden.
Der kleine Bach hat im betreffenden Abschnitt nun wieder seinen typischen, kurvenreichen Verlauf erhalten, der die natürliche Dynamik des Gewässers fördert. Es wurden Altarme angelegt, durch die vielfältige neue Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstehen. Totholz, Wurzeln und Störsteine im neuen Bachbett sorgen nun für eine abwechslungsreiche Strömungsvielfalt. Zwei bestehende Verrohrungen wurden entfernt, sodass insbesondere Fische und Wasserinsekten den Bach nun ungehindert besiedeln können. Der Zugang zu den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen wird durch eine naturnahe Furt (Bachquerung) ermöglicht – ohne Beeinträchtigung der Gewässerökologie.
„Das Ergebnis ist wirklich beeindruckend. Einmal mehr konnten wir durch unser Gewässerentwicklungsprojekt einen wichtigen Mehrwert für die Natur schaffen. Insbesondere vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen und anhaltender Trockenphasen, wie wir sie auch seit März erlebt haben, müssen wir unsere Fließgewässer als naturnahen Lebensraum erhalten und stärken“, erklärt Landrat Michael Stickeln.
Bei der Renaturierung des Brakeler Quellbachs ist besonders die gute ergebnisorientierte Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Artenvielfalt in Bielefeld hervorzuheben. Die Stiftung hatte den ökologischen Wert der Quellbereiche und des Quellbachs schon im Jahr 2023 dokumentiert und zu deren nachhaltigem Schutz wichtige Flächen gekauft und dem Kreis Höxter angeboten, um dieses wichtige Quellbach-Biotop in enger Abstimmung gemeinsam zu renaturieren.
„In Zusammenarbeit mit der Landschaftsstation des Kreises Höxter wurde im Vorfeld der Bauarbeiten eine Kartierung zum Schutz seltener Tiere und Pflanzen vorgenommen. Beispielsweise wurde der am Quellbach vorkommende Röhricht unter Anleitung von Fachexperten entnommen und an anderer Stelle wieder verpflanzt“, erläutert Thomas Warnecke, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und anlagenbezogener Gewässerschutz.
Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf 40.000 Euro. „Rund 80 Prozent davon wurden über die Bezirksregierung Detmold mithilfe von Fördermitteln des Landes finanziert, der restlichen 20 Prozent sind Eigenanteil des Kreises Höxter. Insgesamt wurden rund 150 Tonnen Schotter und 20 Tonnen Wasserbausteine verbaut“, beschreibt Projektleiter Matthias Beckmann vom Kreis Höxter.
Die Arbeiten wurden von Langzeitarbeitslosen ausgeführt, die im Rahmen des Gewässerentwicklungsprojekts des Kreises Höxter beschäftigt sind. „Unter Anleitung von Fachkräften führten sie garten- und landschaftsbautypische Arbeiten aus. Dadurch hat die Umsetzung der Maßnahme natürlich etwas länger gedauert, als wenn sie komplett von Fachunternehmen durchgeführt worden wäre. Aber die Beschäftigten konnten so wertvolle Qualifikationen für den Arbeitsmarkt erwerben“, erklärt Projektleiter Beckmann.
Mit dem Gewässerentwicklungsprojekt setzt der Kreis Höxter bereits seit 2008 städteübergreifend die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie um. Dazu gehören die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume, die Förderung der Biodiversität sowie der Schutz der Wasserqualität. Die Renaturierungsmaßnahmen des Kreises Höxter tragen – neben der ökologischen Aufwertung von Lebensräumen – auch zum Hochwasserschutz bei und erhöhen damit zugleich die Lebensqualität der Menschen vor Ort.
Foto: Kreis Höxter
Vor der Umsetzung der Maßnahme hatte der Quellbach bei Gehrden kaum natürlich Dynamik. Eine bestehende Verrohrung stellt im Gewässer insbesondere für Fische eine Barriere dar.
Durch die Renaturierung hat der Quellbach in dem Bereich wieder seinen typischen, kurvenreichen Verlauf erhalten. Unter anderem sorgen Totholz, Wurzeln und Störsteine nun für eine abwechslungsreiche Strömungsvielfalt.