Höxter (red). Ein privater E-Mail Verkehr eines Ratsmitglieds sorgte vor einigen Wochen für viel Zündstoff in der heimischen Politik. Was für viele Bürgerinnen und Bürger nicht klar ist: Was ist eigentlich in den letzten Wochen passiert und wieso wird so viel Wind um eine E-Mail gemacht, die schließlich Ratsparteien zu Angriffen gegenüber des Persönlichkeitsrechts von einzelnen animiert?

Fakt ist, dass der nach Rücktritt ausgeschiedene Dr. Thomas Güttler seinen Vorsitz im Bau- und Grundstücksausschuss abgibt und seine politische Unterstützung im Rat der Stadt Höxter nach nunmehr siebenjähriger Mitwirkung aufgibt. In dieser Zeit hat er wichtige Entscheidungen mitgestaltet und seine Erfahrungen eingebracht. Für den Verein der Bürger für Höxter stellt dies einen Verlust dar.

Die in den Rat gewählten Vertreter sind in ihrer Funktion als Kommunalpolitiker die Sprecherinnen und Sprecher der breiten Bürgerschaft. Sie debattieren nicht nur jeden dritten Donnerstag in der Ratssitzung, sondern beschäftigen sich nunmehr täglich mit den politisch wichtigen Themen in Höxter. Dass dies nicht nur aktuelle und vor allem positive Themen sind, wie beispielsweise die Landesgartenschau, müsste klar sein. So werden interfraktionell aber auch fraktionsintern beispielsweise Arbeitsgruppen zu bestimmten Themenblöcken gebildet, um sich gut auf Fachausschüsse vorzubereiten sowie abgestimmte Beschlüsse nachzuarbeiten.

Was man bei dieser Tätigkeit nicht vergessen darf: sie erfolgt ehrenamtlich. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter im Rat sind neben ihrem Ratsmandat berufstätig und haben Familien. Die politische Arbeit fängt dort an, wo andere im Feierabend ihre Freizeit gestalten. „Denn so sollte ein Ehrenamt sein. Freiwillig und die Freizeit gestaltend“, beschreibt Fraktionspressesprecherin der BfH-Fraktion, Alexandra Schodrowski. Es kann zwischen dem beruflichen Arbeitspensum, dem Spagat zwischen Familie und Politik manchmal etwas hektisch werden. Dies steht außer Frage. Dass die politische Arbeit die Vertreterinnen und Vertreter des Rates auch emotional beschäftigt, wenn sie sich für Belange der Allgemeinheit einsetzen, ist menschlich. Das in diesem Kontext auch Fehler passieren können, darf nicht verschwiegen werden.

„Fehler zu machen ist eine Chance, keine Strafe“, beschreibt Schodrowski. „Sie sind dazu da, eigenes Handeln zu reflektieren und es beim nächsten Mal besser zu machen - sie sind eine Chance, sich weiterzuentwickeln und zu lernen.“ Aber es gibt besonders im politischen Kontext zwei Seiten. Man muss sich seines Fehlers bewusst werden und diesen eingestehen, um daraus überhaupt lernen zu können. Auf der anderen Seite muss es eine konstruktive Fehlertoleranzkultur geben, die geprägt ist aus vertrauensvoller Zusammenarbeit. In einem Rahmen, der es erlaubt, Fehler zuzugeben ohne Ablehnung zu erfahren. In dem es möglich ist, sich liberal und fraktionsübergreifend wertfrei auszutauschen. Diese beiden Aspekte waren leider nicht im Eklat um diese private E-Mail gegeben. Und damit hat Dr. Güttler, der neben dem Ratsmandat den Vorsitz des Bau- und Grundstücksausschuss innehat, seine persönlichen Konsequenzen gezogen.

Am 18. Januar legte Dr. Güttler offiziell seine politischen Ämter nieder. Damit musste eine Lücke innerhalb der Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter gefüllt sowie der Vorsitz des Bau- und Grundstücksausschusses neu vergeben werden. Der Vorsitz des Bau- und Grundstücksausschusses wird nach fraktionsinterner Abstimmung Hermann Loges übernehmen. Mit seiner mehrjährigen Erfahrung in der Ausschussarbeit bringt er die notwendige Expertise mit und wird ab diesem Jahr den Ausschuss leiten.

Ab dem 20. Januar wird Dietmar Kraus aus Stahle als Listennachrücker das Ratsmandat übernehmen. Dietmar Kraus ist bereits seit 2014 politisch bei der Fraktion „Bürger für Höxter“ aktiv und als sachkundiger Bürger im Ortsausschuss Stahle vertreten. In der letzten Kommunalwahl 2020 hat er mit 30,32 Prozent ein sehr gutes Ergebnis im Wahlbezirk 190 Stahle I erzielt.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Fraktionen über ihr eigenes Handeln innerhalb des Eklats bewusst werden. „Ich wünsche mir, dass sich die Fehlerkultur der heimischen Politik nachhaltig zum positiven verändert. Dass wir die Kultur, in der Scheitern als Makel angesehen wird ablegen, Fehler tolerieren und sie als Teil von Lern- und Entwicklungsprozessen verstehen. Fehler sind wichtige Erfahrungen, denn sie sind Teil des Wachstums und Wachstum ist ein wichtiger Teil von Entwicklung. Ohne Entwicklung würden wir als Bevölkerung dort bleiben, wo wir gerade stehen“, bilanziert Schodrowski.

Foto: BfH