Beverungen (TKu). Feuerwehr und Rettungsdienst müssen im Ernstfall Hand in Hand arbeiten und das oft auch über Kreis- und Landesgrenzen hinweg. Um diese Zusammenarbeit noch besser aufeinander abzustimmen, wurde am vergangenen Samstag erneut ein sogenanntes „Feuerwehr-Zirkeltraining“ im Dreiländereck ausgerichtet. Zum ersten Mal fand dieses Ausbildungsformat jedoch im Stadtgebiet Beverungen statt. Rund 75 Einsatzkräfte stellten sich dabei realistischen Übungsszenarien, die nicht nur Routine, sondern vor allem koordinierte Abläufe forderten. Beteiligt waren die Feuerwehren aus Beverungen, Bad Karlshafen, Trendelburg und Boffzen sowie der Rettungsdienst des DRK Hofgeismar, die Rettungswache Beverungen und der Malteser Hilfsdienst aus Brakel. „Gemeinsam für mehr Sicherheit“, betonte Feuerwehr-Pressesprecher Alexander Bönning von der Feuerwehr Beverungen. „Die Teams wurden bewusst bunt durchmischt, damit Kameradinnen und Kameraden voneinander lernen können.“ Auch angehende Notfallsanitäterinnen und -sanitäter waren mit dabei, um unter möglichst realen Bedingungen zu üben.
Die Übung war in vier Szenarien gegliedert, die an unterschiedlichen Orten in Beverungen und Dalhausen stattfanden. Bei einer Übung im Industriegebiet Beverungen mussten die Einsatzkräfte ein Kind retten, das unter einem Pkw eingeklemmt war. Da passendes technisches Gerät nicht verfügbar war, stand die Feuerwehr vor einer kniffligen Aufgabe und musste mit dem vorhandenen Material improvisieren. Parallel kümmerte sich der Rettungsdienst um die Versorgung des kleinen Patienten. „Für sie eine besondere Herausforderung, da Medikamente bei Kindern exakt nach Körpergewicht dosiert werden müssen“, sagt der Feuerwehr-Ausbilder und Notfallsanitäter Jan Nolte, der für dieses Szenario verantwortlich war und auch seine Kinder Lennart (10) und Jonathan (7) als vom Einsatz betroffene Kinder eingebunden hat. Ein weiteres Szenario führte die Kräfte in die verwinkelten Versorgungsgänge der Stadthalle Beverungen, in dem eine Brandmeldeanlage ausgelöst hatte. Die Ursache: Ein Brand mit einer starken Verrauchung in einem Technikraum. „Unbekannte Fluchtwege und die Orientierung über Feuerwehrpläne machten die Lage anspruchsvoll“, erklärte Alexander Bönning. Während die Feuerwehr im Inneren tätig war, blieb der Rettungsdienst in Bereitschaft und musste nachher doch noch einen kleinen Patienten mit einer Rauchgasvergiftung behandeln.
Gefährlich wurde es am Weseranger, wo ein Lkw mit Gefahrgutkennzeichnung Flüssigkeiten verlor. Hier galt es, die Lage nach dem sogenannten „GAMS-Schema“ abzuarbeiten, sprich die Gefahr erkennen, absperren, Menschenrettung einleiten und Spezialkräfte nachfordern. Die Feuerwehr rettete zwei Personen unter Atemschutz und zog sich danach wieder schnell zurück. Wichtig war unter anderem zu erkennen, dass dieser Stoff nicht mit Wasser in Berührung kommen darf, was auf der Warntafel an dem Gefahrgut-Lkw das „X“ vor der Gefahrzahl bedeute, erklärt der Pressesprecher. Bei dem ausgetretenen Stoff sollte es sich um Siliciumtetrachlorid handeln, eine farblose Flüssigkeit mit erstickendem Geruch, die in Gegenwart von Feuchtigkeit die meisten Metalle stark angreift und bei Kontakt mit Wasser heftig reagiert, wobei das ätzende Gas Chlorwasserstoff freigesetzt wird.
Beim vierten Fall ging es in die Verbundschule nach Dalhausen, wo ein Elektriker einen Stromschlag erlitten hatte. Dunkle Flure ohne Beleuchtung und ein unklarer Zugang erschwerten den Einsatz. Feuerwehrkräfte verschafften dem Rettungsdienst den Weg und unterstützten bei der Rettung des schwer verletzten Patienten, während dieser parallel notfallmedizinisch versorgt wurde. Begleitet wurden die Übungen von den Bürgermeistern der beteiligten Städte. Sie zogen von Station zu Station, informierten sich über die Abläufe und dankten den Einsatzkräften für ihr Engagement. Trotz Sturm und Dauerregen, die den Tag zusätzlich erschwerten, lobten sie zusammen mit dem Leiter der Feuerwehr Beverungen, Sebastian Ewen, die Professionalität und die gute Zusammenarbeit aller Teams.
Fotos: Thomas Kube