Höxter (red). Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert säumen den Weg in die Abteikirche Corvey. Eingelassen in die Umfassungsmauern des Atriums vor dem Westwerk, erinnern sie an Äbte, Mönche und Adelige, die im Kloster ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Jetzt sind die 14 Platten hinter Holz versteckt – aus gutem Grund, wie Annika Pröbe, Standortleitung für das Welterbe karolingisches Westwerk und die barocke Abteikirche, erläutert.
An einem Denkmal wie Corvey ist zum Erhalt der Bausubstanz immer viel zu tun. Handlungsbedarf besteht derzeit nicht nur an den Wandmalereien aus der Gründungszeit des Klosters im Westwerk, sondern auch draußen – an den in den 1980er Jahren in das Mauerwerk eingelassenen Grabplatten entlang der südlichen und nördlichen Umfassungswände des ehemaligen Atriums. Witterungseinflüsse setzen ihnen zu – der Wechsel von Sonne, Regen und Wind richtet Schäden an. „Der Stein spaltet sich auf und schiefert in der Oberfläche ab“, erläutern Annika Pröbe und der Architekt der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, Albert Henne. An einigen Platten sind die Schäden besonders erheblich.
Deshalb gilt es, sie in einem ersten Schritt zunächst vor dem Wetter zu schützen. Das erklärt die hölzernen „Einhausungen“. Für diese Aufgabe hat die Gemeinde Sachverstand in den eigenen Reihen: Kirchenvorstandsmitglied Georg Pietsch. Der Tischler und Ingenieur ist der Richtige für solche Fälle. Vor wenigen Jahren hat er für den Austausch der Hochaltarbilder in der barocken Abteikirche eine fahrbare Wechselhilfe konstruiert. Jetzt fand er eine Lösung zum Schutz der Grabplatten.
Wie immer hat der versierte Fachmann an alles gedacht – einen kleinen Abstand zur Wand beispielsweise. Dieser sorgt dafür, dass etwas Luft zirkuliert. Das muss auch sein. Denn einige Grabplatten, vor allem die an der südlichen Mauer, sind im unteren Bereich von Feuchtigkeit durchzogen. Sie müssen trocknen.
Um Regen abzuleiten, hat Georg Pietsch die Holzvorbauten „überdacht“. Bestens geschützt sind die Platten jetzt also. Sie sollen restauriert und damit gesichert werden. Bis dahin werden sie kein Tageslicht mehr sehen.
Für die Zeit der Saison will die Kirchengemeinde die Einhausungen ein wenig aufhübschen. Es gibt Fotos von den Grabplatten. Die lassen sich als Fahnen an die „Vorbauten“ anbringen. So sehen die Gäste, was sich hinter den Verschalungen verbirgt.
Als Georg Pietsch die aus dem Westwerk und der Kirche stammenden Platten „versteckte“, hat er sich angeschaut, nach welchen Kriterien sie draußen in die Bruchsteinwände eingelassen wurden. Die Chronologie spielte keine Rolle, sondern die Ästhetik. Kleinere Platten nehmen die größte jeweils in die Mitte.
Dass deren Oberflächen nicht weiter bröckeln, dafür sorgen bald die Restauratoren. Denn die Grabplatten sind Zeugnisse der Bestattungskultur und großer Steinmetzkunst.
Foto: Pastoralverbund Corvey