Kreis Höxter (mk). Wohl jede Frau hat schon einmal die Situation von unangenehmen Blicken gespürt. Ein aufdringliches Anrempeln und die Anmache in der Disco oder einfach nur das unangenehme Gefühl auf dem Weg nach Hause durch den heimischen dunklen Park. Ein wohlbekannter Ort, in dem Frau sich doch bisher sicher fühlte. Orte, die dann voller Angst behaftet  sind und gemieden werden, was die Angst noch tiefer schüren lässt. In allen Bereichen des Alltags und ebenso durchweg aller Gesellschaftsschichten erleben Frauen immer wieder Belästigungen, Angriffe und Bedrohungen – manchmal auch da, wo sie sich sicher fühlten, sogar in den eigenen vier Wänden. Diese mit Angst behafteten Erfahrungen hinterlassen Narben im Gedächtnis, in der Seele jeder einzelnen Betroffenen. Es entsteht Hilflosigkeit in verschiedenartiger Form von Ohnmacht oder auch nur grenzenloser Wut, manchmal auch Hass auf sich selber, nicht gewusst zu haben, wie man sich hätte zur Wehr setzen können.

Wen-Do - Selbstbehauptung von Frauen für Frauen

Ein Weg aus der gefühlten Hilflosigkeit kann ein Selbstverteidigungskurs sein. Unterschiedliche Kampfsportarten der letzten Jahre zielten immer wieder auf den Selbstverteidigungszweck für Frauen hin. Jedoch ist nicht jede Kampfsportart geeignet und nicht jeder Griff oder Tritt von Frauen bedingt durch Größe und Gewicht auch umsetzbar. Anfang 1972 entwickelten in Kanada Frauen, die selber in Kampfsportarten tätig waren, speziell für Frauen jeden Alters und auch schon für junge Mädchen ein ausgeklügeltes Konzept zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung: Wen-Do! Wen-Do bedeutet „der Weg der Frau". Die Wortzusammensetzung fügt sich aus der Abkürzung für W - om - EN (englisch „Frau“) und DO (japanisch “ Weg“) zusammen. Diese Art der Selbstverteidigung hat sich zum Ziel gesetzt die Frauen stark in ihrem Willen und entschieden in ihrer Ausführung der Handlung zu ihrem Schutze zu machen und sich damit schnell und wirkungsvoll vor Belästigungen und Angriffen zu sichern. In erster Linie richtet er sich gegen sexuelle Gewalt und Demütigung jeglicher Art und Weise und vor allem auch dort wo immer er auch stattfindet – selbst in den eigenen vier Wänden!

Seine Grenzen kennenlernen und „NEIN“ zu sagen!

Darum werden Wen-Do Kurse auch oft von Frauen und Mädchen mit extremen Gewalterfahrungen als ihren ersten Selbstverteidigungskurs überhaut aufgesucht. Die betroffenen Frauen und Mädchen haben hier mitunter das erste Mal überhaupt die Gelegenheit ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Damit ist ein enormer Schritt in Richtung Hilfe für das Opfer getan, dass Entsetzliche zu verarbeiten, was mit ihnen geschehen ist. Er ist ein geschützter Ort, an dem die Frauen mitunter das allererste Mal über ihre schrecklichen Erlebnisse sprechen können und nicht selten kommen dabei verdrängte Gefühle wie Scham, Ohnmacht oder gar unangemessene Schuldgefühle hervor. Es ist für weitere Hilfeschritte sehr wichtig, diese verletzenden Gefühle zuzulassen, aufzubrechen und darüber reden zu lernen. Danach können erst einmal behutsam, in manchmal auch nur winzigen Schritten für die betroffenen Frauen, Strategien entwickelt werden um ihr Selbstwertgefühl wieder zu stärken und ihre eigenen Grenzen kennen zu lernen, was für viele vollkommen ungewohnt ist:“ Zu lernen „NEIN“ zu sagen!“ In dieser Form der Selbstverteidigung, haben Frauen die Chance ihre auferlegten Opferrollen zu verlassen und somit eine nicht zu unterschätzende Gegnerin zu werden.

Prävention gegen Gewalt im Kompaktkurs: Kostenfrei!

Zwei Sozial-Pädagoginnen aus Holzminden und zudem auch gleichzeitig ausgebildete Wen - Do-Trainerinnen geben erste Anleitungen im Wen – Do Kurs und sind auch sonst zur Stelle, wenn das erlebte Geschehen die Frauen wieder einholt. Anita Hummel und Heike Lubs von der Beratungsstelle für Mädchen und Frauen „Befem“  betreuen an diesem Tag die Frauen und zeigen ihnen Ihre eigenen Grenzen und Möglichkeiten auf. Diese effektiv wahrzunehmen – endlich NEIN zu sagen und Mut machen für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Im ausführlichen Gruppencoaching mit den Frauen vermitteln die beiden Sozialpädagoginnen Strategien und bieten Hilfestellung bei der Umsetzung dieser an, denn nur so gelingt der Weg um aus der Gewaltspirale auszubrechen. In diesem Kompaktkurs werden auch praktische Hilfen aufgezeigt um diese bei entsprechender Bedrohung anzuwenden. So lernen die Frauen erste Abwehr-, Verteidigungs- und Befreiungstechniken konstruktiv einzusetzen und sich im Notfall zu helfen. Mit den bekannten Belästigungs- und Übergriffsituationen werden diese dann in der Praxis umgesetzt und individuell nachgespielt, so dass dadurch verschiedene Handlungsmöglichkeiten dargestellt werden können. Eine Gewaltvermeidung steht dabei jedoch immer im Vordergrund. Durch den Arbeitskreis „Gegen Gewalt an Frauen und Kindern“ – Höxter konnten bereits erfolgreich in etlichen Städten im Landkreis diese kostenlosen Wen – Do Kompaktkurse stattfinden. Die Finanzierung dieser Kurse wurde ebenso durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW möglich.

Ein - Tages - Kurs Wen-Do  jeweils an einem Samstag von 10.00 Uhr bis 16.30 Uhr:

Brakel: 18. November 2017 - für Frauen ab 18 Jahren in der Jugendfreizeitstätte in Brakel - Heilige Seele 1 - Anmeldungen bei Frau Braun Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Brakel -  Tel.05272 - 360215

Steinheim: 2. Dezember 2017 - für Frauen ab 18 Jahren in der AWO Familienstützpunkt in Steinheim - Pyrmonter Straße 8 -  Anmeldungen bei Frau Regina Floren - Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Steinheim - Tel. 05233 - 21137

Warburg: 16. Dezember 2017 - für Frauen ab 18 Jahren im  Pfarrzentrum „Haus Böttrich“ in Warburg - Sternstraße 13 - Anmeldungen bei Frau Sabine Laudage -  Gleichstellungsbeauftragte Stadt Warburg -  Tel. 05641 – 92420

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher wird um eine telefonische Anmeldung gebeten.

Zudem weitere hilfreiche Informationen und Anmeldungen zu den Kursen bei den erwähnten Gleichstellungsbeauftragten der Städte.